Pilz des Jahres Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)

Die meisten tödlichen Pilzvergiftungen in Mitteluropa gehen auf den Grünen Knollenblätterpilz zurück. Schon der Verzehr von 50 Gramm eines Pilzfruchtkörpers kann tödlich enden. Denn die darin enthaltenen lebergiftigen Amatoxine verursachen ohne medizinische Versorgung ein mehrfaches Organversagen.

In der Schweiz kommen aus der Gattung der Wulstlinge (Amanita) mehr als 50 Arten vor, wovon vier potenziell tödlich giftig sind. Fast alle Arten wachsen in Symbiose mit Bäumen in Wäldern und Parkanlagen. Die Fruchtkörper des Grünen Knollenblätterpilzes erscheinen zwischen Juli und Oktober, insbesondere in trockenen und warmen Sommern nach ergiebigen Regenfällen.
 

Giftwirkung bis zum Tod

Das Vergiftungsgeschehen verläuft in drei Phasen:

  1. Relativ langsam, 4–6–24 Stunden nach dem Verzehr, kommt es zu unstillbarem Erbrechen, choleraartigen Durchfällen, begleitet von heftigsten Leibschmerzen.
  2. Dieser gastrointestinalen Phase folgt einen trügerische Erholung von 2–4 Tagen.
  3. Danach treten die Folgen der zwischenzeitlich schwer geschädigten Leber in den Vordergrund: Gelbsucht, Leberschwellung und die Folgen der leberschädigungsbedingten Blutgerinnungsstörung mit Magen- und Darmblutungen.

Unbehandelt oder zu spät behandelt erfolgt der Tod zwischen dem 3. und 10. Tag im hepatischen Koma und/oder Multiorganversagen.

 

Merkmale im Überblick

Der zunächst halbkugelige Hut schirmt bei Reife flach auf und erreicht einen Durchmesser von bis zu 12 cm. Er ist mehr oder weniger grün gefärbt, eingewachsen-radialfaserig und blasst zum Rand hin gerne aus. Die freien Lamellen auf der Hutunterseite und das Sporenpulver sind weißlich gefärbt. Am bis zu 10 cm langen und 2 cm dicken Stiel hängt ein flüchtiger weißer und oberseits geriefter Ring. Das weiße Stielfleisch ist brüchig und längsfaserig. Die knollige Basis steckt in einer lappigen und offen abstehenden Scheide. Markant ist ein angenehm süßlicher, an Kunsthonig bzw. Invertzuckercreme erinnernder Geruch.
 

Abgrenzung von Doppelgängern

Meist wird der Grüne Knollenblätterpilz mit essbaren Champignons oder grünen Täublingen verwechselt. Durch die freien, weißen Lamellen unter dem Hut und die sackartig umhüllte, knollige Stielbasis ist Amanita phalloides aber gut zu erkennen. Doch die Basis kann in der Streu verborgen sein, weshalb man unbekannte und ähnliche Lamellenpilze aus dem Boden hebeln sollte, statt sie abzuschneiden. Wer sicher gehen will, lässt sein Sammelgut durch eine/n ausgebildeten PilzkontrolleurIn für den Verzehr freigeben.